Der letzte Blogbeitrag ist schon eine Weile her. Ich hatte 2 mal schon angefangen, aber das wurde irgendwie nichts. Nun der 3. Versuch. Seit dem letzten Beitrag ist eine Menge passiert. Das einschneidenste und emotionalste war der Umstand, daß wir (Familie) uns alle mit Corona infiziert haben. Vorab sei gesagt, daß wir es mit milden Symptomen gut überstanden haben, lediglich ich hatte über ein Wochenende doch recht heftige Schmerzen in der Lunge, aber das hat sich nach wenigen Tagen gemildert. Schlimm ist, wad im Kopf vorgeht. Du hast eine positive Diagnose und einen Laborbericht schwarz auf weiss, Du gehörst zur Risikogruppe (Hypertonie und einfach immer noch zu dick) und da sind all die Beschreibungen der schweren Verläufe und du bangst die ganze Zeit, daß es bloss nicht schlimmer wird. Letztendlich wurde es nicht viel schlimmer aber Du merkst, daß Dein Körper gegen etwas deutlich heftigeres ankämpft als die vielzitierte Erkältung. Heute, etwa 2 Wochen nach Isolierungsende geht es soweit gut, ich merke, daß mein Körper noch immer nicht auf dem Leistungsniveau von vorher angekommen ist, aber ich merke auch, wie es besser wird. Für jemanden, der körperlich schwerer arbeitet als ich, muss wohl von 1-2 Monaten ausgegangen werden, bis sie oder er wieder Volk einsatzfähig sind. Auch das wird einen Impact auf die Wirtschaft haben. So problematisch das Empfinden in der Zeit war, trotzdem läßt sich aus dem Ganzen ein -für uns- positives Feedback ziehen: Sollte ein Mitglied unserer Familie an Corona erkranken, können wir mit einem milderen Verlauf rechnen (es sei denn eine Mutante verhält sich anders). Das gibt ein bisschen mehr Sicherheit z.B. wenn es darum geht, die Kinder wieder in die Schule zu schicken. Nicht weil ich will, oder weil die Kinder wollen, sondern weil es das Kultusministerium so will. Die Kids finden Homeschooling oder „Distanzunterricht“ toll, keine langen Trips mit dem ÖPNV, sondern aus dem Bett an den Schreibtisch robben, umziehen ist optional. Ganz der Papa eben. In Ermangelung eines vernünftigen Toolsets haben sich die Lehrer meiner Kinder unterschiedlich beholfen, aber man hat gemerkt daß jeder einzelne WILL und die Lehrer haben einen tollen Job gemacht, jeder auf seine Weise. Unsere Schule hatte nach Angabe des Schulleiters schon 2018 Microsoft-Teams Lizenzen gekauft (Und nicht benutzt, ich will die Frage nach den Kosten gar nicht stellen), das war aber so das einzige, was da an „Digitalem Material“ zur Verfügung stand. Immerhin wurde der Teil des „vorher ausgedrucktes, ausgefülltes Arbeitsblatt einscannen und an die Lehrkraft emailen“ ersetzt durch abfotografieren und in MSTeams hochladen. Vorteil dabei: Eine Übersicht der abgegebenen und nicht abgegebenen Aufgabenstellungen. Fühlt sich an wie digitale Zukunft in der Schule. Seit nun über 8 Jahren arbeite ich im e-Learning und e-Assessment (Online-Prüfungen) Umfeld und habe der Schule mehrfach Unterstützung angeboten, aber das will man da wohl nicht. Jetzt hat der Datenschutzbeauftragte eine Absage an MS Teams erteilt und nach den Sommerferien ist das Microsoft-Produkt nicht mehr für den Einsatz in deutschen Schulen zugelassen. In bisschen zu Recht, liegt doch das Problem nicht wirklich beim Hersteller, sondern in der US-Amerikanischen Gesetzgebung, die sich eine Hintertüre für den Zugriff auf die Daten in Teams offen hält. Tatsache ist also, daß es durchaus passieren kann, daß dadurch, daß die Tochter oder der Sohn eine sehr kritische PowerPoint-Präsentation über Korruption in der US-Regierung verfasst, dies die amerikanischen Regierung zum Anlass nehmen kann, für die gesamte Familie der Schülerin oder des Schülers ein Einreiseverbot zu verhängen. Der Schritt der Datenschützer ist also richtig, auch wenn die Wahrscheinlichkeit recht gering ist. Meine Befürchtung ist nun, daß die Kultusminister nach den Sommerferien die Hände in die Höhe reissen, nach dem Motto „Ei was mache mer denn jetzt“ weil die Schul-Cloud auf die sie so stolz sind (Moodle & co) immer noch nicht fertig skaliert sind, konnte ja keiner wissen (Spoiler: DOCH!)
Nun stellt sich natürlich die Frage, ob die Infektion hätte verhindert werden können ? Für mich ein klares „Im Prinzip schon“. Durch den Umstand, daß ich eben zur Risikogruppe gehöre, hat mich die ganze Familie unterstützt und sich eingeschränkt. Den Kindern hat es besonders gefehlt, sich mit Freunden zu treffen und Besuche bei den (Schwieger-)Eltern, die erst kürzlich in die Nähe gezogen sind, waren auch nicht möglich. Aber in der 6. Klasse gibt es eben zur Zeit diesen „Wechselunterricht“ – 50% der Unterrichtszeit, dafür alles so wie 1970. OK, Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die Schule in Deutschland beginnt immer noch zur selben Zeit, die Einheiten sind immer noch gleich lang, sogar die Faches sind dieselben geblieben. Kein „Social Media Kompetenz“ oder „Datenschutz“ oder „Etikette online“. Kritiker mögen bitte berücksichtigen, daß ein paar Stunden im Rahmen eines anderen Faches nicht ansatzweise ausreichend sind. Also meine Tochter „darf“ zur Schule, nebst dem dazugehörigen ÖPNV, außer an den Tagen, an denen wir Eltern das Kind mit dem Auto bringen. Das haben wir ehrlicherweise so lange getan, bis wir die Info hatten, daß Bus und Bahn sehr sparsam besetzt sind und Abstände eingehalten werden können. Unsere Tochter hatte als erstes Symptome, die wir aber erst dann mit Covid-19 in Verbindung gebracht haben, als aus der Schule die Information kam, eine Lehrerin, mit der unsere Tochter Kontakt hatte, sei erkrankt. Umgehen eingeleitete Tests waren alle positiv und wir sind in Quarantäne geschickt worden. Wir wurden in diesen Tagen Zeuge von (mindestens) 2 Totalausfällen: Schule und Gesundheitsamt.
Etwa 10 Tage in unsere Quarantäne schafft es die Schule tatsächlich, über den Schulelternbeirat einen Brief zu verteilen, in dem die Behauptung aufgestellt wird, daß gemeinsam mit dem Gesundheitsamt eine Nachverfolgung der Infektionsketten durchgeführt wurde und daß auf Grund dessen davon ausgegangen werden könne, daß die Infektion nicht in der Schule erfolgt sei, da ja zudem ein funktionierendes Hygienekonzept etabliert sei. ALLES BULLSHIT. Es gab weder eine Nachverfolgung noch bis heute überhaupt auch nur einen Anruf durch das Gesundheitsamt um Infektionen nachzuverfolgen. Wir gehen bis heute davon aus, daß unsere Tochter sich in der Schule oder auf dem Weg dorthin oder zurück infiziert hat. Seitens der Schule gab es, trotz meiner Bitte, keine Anstalten, das richtig zu stellen. Eltern werden also entweder gerade heraus belogen oder es werden Informationen zurückgehalten, die den Schulbetrieb beeinträchtigen können. Ich lasse die Ausrede, das Gesundheitsamt hätte so informiert noch gelten, aber meine Bitte zur Richtigstellung zu ignorieren läßt tief in dieses System blicken. Das Gesundheitsamt hat sich bis auf die Knochen blamiert, wobei man hier berücksichtigen muss, daß diese Institution seit Jahren kaputtgespart wird. Dieses Amt ist überhaupt nicht dafür aufgestellt, eine Pandemie nachzuverfolgen. Etwas, das uns für die Zukunft zu denken geben sollte.
Ja, die Zukunft …. im September sind Bundestagswahlen und wir werden sehen, ob die derzeit Regierenden für ihr Verhalten abgestraft werden – oder sogar gefeiert ? Denn ich habe manchmal das Gefühl, daß in diesen Etagen so viel Angst umgeht, das Falsche zu beschließen (oder gar umzusetzen) daß man lieber gar nichts tut, wird schon weggehen dieses Virus, wenn es draussen Frühling wird (SIGH!). Ich wünsche mir weniger Gelaber über „Brückenlockdowns“ sondern Aktion. Nicht erst der Presse erzählen, schauen wie es wirkt und dann umsetzen (Merkelsche Politik, die sicher auch Vorteile hat), sondern in einer Pandemie muss man schnell sein, sonst verliert man. Wir haben verloren. Vertrauen in die Politik und zu viele Menschenleben.
Von der Bundesregierung erwarte ich daß es einen „Schubladenschrank“ für Katastrophenfälle und Pandemien aller möglichen Art gibt. Schublade auf, Pandemieplan raus, Dinge umsetzen wie von der Wissenschaft festgelegt. Statt dessen eiern wir von der einen zur Nächsten halbgaren Massnahme und treiben dabei Gastronomie, Schausteller, Kunst & Kultur in die Pleite. Heute erreicht uns die Nachricht, daß eine vorgezogene Ministerpräsidenten-Konferenz keine Option mehr ist, weil Armin Laschet und Söder Beef haben wegen der Kanzlerkandidaturfrage…. Spätestens da wird klar, zusammen mit dem vorher Erwähnten, daß wir in grossen Schwierigkeiten sind. Passt auf Euch auf, das tut niemand anders für Euch, sie nennen das „Selbstverantwortung“….
“Selbstverantwortung” – die Bankrotterklärung der Ministerinnen und Minister
Please follow and like us: