Schaumkussbrötchen aus den 90ern

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Jetzt habe ich mir das ganz in Ruhe angesehen. Die Kinder sind in Woche 3 im Homeoffice und was soll ich sagen …. Das „Experimentelle“ scheint der Gewohnheit Platz gemacht zu haben. Zum Einen auf der Seite meiner Kinder, die ihr Homeschooling nun weitaus ernster nehmen, als noch vor 2 Wochen. Ich sehe viel konzentrierte Arbeit und ich sehe auch, daß soziale Interaktion den Weg gefunden hat. Meine Tochter ist schon vor der Zeit im Meeting und die Mädels schnattern über Gott und die Welt, dabei weichen sie auch mal auf eine andere Plattform aus, muss ja nicht immer alles in Teams sein. Mein Sohn arbeitet ebenso konzentriert und ernst an seinen Aufgaben, soziale Interaktion mit den Schulkameraden findet eher in online-spielen statt. So zumindest ist es hier bei uns zu Hause. Im Schnitt muss ich sage, es läuft gar nicht so schlecht, was sicherlich auch daran liegt, daß viele Lehrer an der Herausforderung wachsen und sich Gedanken machen, wie sich digitaler Unterricht am Besten vermitteln läßt. Da gibt es natürlich auch Kopf->Tisch Momente. Meine Tochter wurde gesagt, sie habe ein Dokument geschickt bekommen, das man ausfüllen könne, as aber nicht funktionierte. Es stelle sich heraus, daß das Word-Dokument gerne MAKROS (!) ausführen möchte. Die 2003 er haben angerufen und wollen ihre Datensicherheit zurück. Aber ich sehe ein, daß da noch ein Weg zu gehen ist.

Vom Schul-Elternbeirat wurde dann vor dem vergangenen Wochenende der Link zu der Stellungnahme unseres Kultusministers Lortz verteilt. Ich lasse mir nicht nehme, diesen Videobeitrag hier zu verlinken:

Ich nehme den Herrn Lortz beim Wort wenn er sagt „Das vermitteln von Inhalten im Distanzunterricht ist schwerer als im Präsenzunterricht“ weil er ja damit Recht hat, aber eben nur dann, wenn man das Lernmaterial zurück in die 90er transportiert. Genau da steht die Schule in Hessen heute und Projektor-Tafeln in ein paar Klassenräumen können darüber nicht hinwegtäuschen. Fern Unis und Online-Lernportale beweisen seit vielen vielen Jahren, wie effektiv in Distanz über mediale Dienste gelernt werden kann. Wenn man das denn will. Wenn man Willens ist, auch die digitalen Versionen der Schulbücher anzuschaffen, wenn man Willens ist, sich Software anzuschaffen, um interaktive PDFs und Powerpoints zu erstellen – nebst der erforderlichen Weiterbildung dafür. Ich habe der Schule meine Unterstützung angeboten, ich arbeite ja nun selber seit vielen Jahren im e-assessment und e-learning Bereich und sicher fände sich ein Sponsoring…. Antwort kam nie eine. Hat man wohl nicht nötig, zumindest drängt sich der Eindruck auf.

Solange macht eben weiterhin um 9:00 bei uns zu Hause in der Küche der Schulkiosk auf. Ich habe mir dort auch letzte Woche ein „Schaumkussbrötchen“ gekauft, und es hat sich angefühlt wie Abi92 – Damals hieß das Brötchen nur anders, geschmeckt hat es hervorragend. Auch sonst hat sich seit meiner Schulzeit nicht viel geändert. 7:30 Beginn, 6 bis 10 Schulstunden Unterricht, eine Einheit 45 Minuten lang, Overheadprojektor und Videowagen.

Von uns Eltern werden jedes Schuljahr 5 Euro pro Kind „Kopiergeld“ eingesammelt. Das hieß früher „Matritzen“ und hat sehr lecker nach Hochprozentigem gerochen. Der Geruch ist weg, ansonsten werden jedes Jahr mehrere „Hambis“ in Fotokopien investiert. Wir machen das schon immer so. Seit 30 Jahren. Wahrscheinlich auch noch in 30 Jahren, wenn nichts wirklich böses, schlimmes und tödliches die Schulen dazu zwingt, endlich aus den Pantoffeln zu kommen.

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